Da ich mir das Stück vorher nicht durchgelesen hatte, war ich um so überraschter, wie aktuell sein Inhalt ist. Molière schrieb es vor 350 Jahren und es hätte genauso heute entstanden sein können. Je länger ich dem in Versen gesprochenen Text folgte, desto mehr wurde mir Alceste immer sympathischer. Seine Verachtung der Heuchelei, die unbedingte Liebe zur Wahrheit und Aufrichtigkeit fanden bei mir sofort ein offenes Ohr. Er macht keine Kompromisse. Die einzige Schwäche, die ihn von seinem vorgezeichneten Weg abweichen lässt, ist seine Liebe zu Célimène, die er ihr aber auch nur auf eine recht bizarre Art und Weise eröffnet. Dieses Stück sollte Pflichtstoff in der Schule sein. Selten ließen sich aus so wenig Versen so viel Bezug zu unserer verlogenen und heuchlerischen Gesellschaft herstellen. Der Schein zählt mehr als das Sein und wir bräuchten viel mehr Alcestes, um ihr den Spiegel vorzuhalten!
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