Ich hatte schon ein paar Vorbehalte zu dem Buch von Martin Walser. Jemand, der es ‚wagte‘, am Denkmal Goethe ein wenig zu kratzen und ihm tatsächlich eigene Worte in den Mund zu legen. Jedoch überzeugte mich die Lesung von Martin Walser, die er im Stehen(!) im Spiegelzelt in Braunschweig hielt, eines Besseren. Es ist ein Roman, der auch über eine beliebige unbekannte Person hätte geschrieben werden können. Es ist ein ästhetisches Kunstwerk und sollte Pflichtlektüre der Abiturstufe werden, alleine des Wortschatzes wegen, der hier gepflegt wird. Aber auch Martin Walser, nun stolze 81 Lenze auf den noch straffen Schultern, hat immer ein Augenzwinkern parat und ist die Schlagfertigkeit in Person, was sowohl der Laudator als auch ein paar Frager aus dem Publikum zu spüren bekamen. Auf die Frage, ob er das Buch auch hätte vor dreißig Jahren schreiben können, antwortete der Autor lapidar, dass er es jetzt und nicht vor dreißig Jahren geschrieben habe.
Ich bin froh, eine lebende Legende und einen der größten deutschsprachigen Literaten des vergangenen und dieses Jahrhunderts erlebt zu haben und wünsche ihm noch viele weitere Bücher.
Lesung Martin Walser „Ein liebender Mann“
Samstag, 10. Mai 2008 von Uwe Sauerbrei
Hinterlasse einen Kommentar